Hinrich Franck Werner Neumann Claus Fischer Hardy Fischötter
keyboards, voc guitar, backvoc e-bass, backvoc drums

 

Jazzmusik mit Gelächter

Das als Warnung vorweg: Von Anke Engelke (bekannt aus Funk und Fernsehen) wird hier nur am Rande die Rede sein. Obwohl sie seit über zehn Jahren irgendwie dazu gehört, aber nicht als Special Guest oder im Sinne von "Featuring Anke". Sie ist eher eines der vielen Register, aus denen der Kölner Tasteninstrumentler, Arrangeur, Komponist, Texter und Sänger Hinrich Franck (berühmt bei Insidern) seine Musikmixturen zusammenzusetzen pflegt.
Sagen wir mal: Jazz. Der saftstrotzende Bass treibt das selbstverliebte Glucksen einer Hammondorgel vor sich her. Ein paar Takte läuft das meistens so, dann zerfetzt das Schlagzeug die Idylle; oder die E-Gitarre grätscht mit dem Verzerrer dazwischen. Und weiter geht´s mit, sagen wir mal: Rock. Oder Funk? Oder Blues? Oder doch Soul? Sicher ist jedenfalls, daß bei fast jedem Stück bald schon diese etwas kellermuffige Stimme des Bandleaders einsetzen wird. Zum Beispiel mit folgendem Text: "Gestern Nachmittag im Straßencafe / trat jemand aus Verseh´n auf meinen großen Zeh. Sie sagte..." Worauf dann ein ulkiges Duett mit der Komödiantin anke Engelke in Gang kommt. Aber das ist, wie bereits gesagt, im Kosmos des Hinrich Franck nur ein Detail - allerdings ein ganz besonders amüsantes.
"Schräg" ist eine Vokabel, die hin und wieder auf die Musik der Franck Band gepappt wird, weil sie nicht in die Schubladen stilistischer Ordnungsfanatiker passt. "Schräg?" , fragt Franck, wobei er ziemlich schräg aus den Augenwinkeln durch eine ziemlich gradlinige Brillenkonstruktion linst:"Ist das wirklich schräg?" Wahrscheinlich wäre ihm das Attribut kontrastreich lieber. "Kontraste sind schön". sagt er nämlich. Schön ist in seinen Ohren außerdem alles, was gut gemacht ist - "und was Esprit hat", sagt Hinrich Franck und reibt dabei genießerisch Daumen und Zeigefinger gegeneinander, als ob er an einer nächsten imaginären Zigarette drehe.
Nachdem sich Franck ein paar Minuten später tatsächlich eine angesteckt hat, fällt endlich auch der Name Frank Zappa. Der liegt sowieso schon die ganze Zeit in der Luft. Erstens, weil ein Zappa-Poster an der Klotür dieser Kölner Südstadt-Wohnung klebt. Zweitens, weil die Musik Hinrich Francks in mancherlei Hinsicht dem Werk des gigantischen Musik-Allesverwerter Frank Zappa ähnelt.
Wer sucht, wird auf der neuen Franckband-CD ("Lieber Gott") Elemente sämtlicher Musikstile finden, die Hinrich Franck in seinem nunmehr 45 Jahre dauernden Leben untergekommen sind. Im Hannoveraner Elternhaus fing es mit der Klassik an ("die leichteren Beethovensonaten") Getanzt hat er allerdings auf Musik von Aretha Franklin. Danach, in Berlin, kam die Neue Deutsche Welle auch über Hinrich Franck. Von 1981 an gehörte er dann zum ersten Jahrgang der ersten deutschen akademischen Jazzausbildung (an der Kölner Musikhochschule.) Und seit 1989 gibt es die Franckband - "bis heute in der selben Besetzung!", was dazu geführt hat,daß das Spiel von Claus Fischer (E-Bass), Hardy Fischötter (Schlagzeug) und Werner Neumann (Gitarre) zu dem zusammengewachsen ist, was Hinrich Franck vor seinen Studenten an der Kölner Hochschule wohl einen "abgehangenen Groove" nennen würde.
Von Anfang an war dieses Quartett anders als andere Combos: Es spielte keinen einheitlich durchgängigen Stil. "Weil ich schon als Jugendlicher nicht verstanden hab`" , sagt Franck, "warum gute Musiker den ganzen Abend dasselbe machen." Außerdem schrieb Franck zu seinen Stücken Texte, die er erst noch mit einer Rock-Attitüde aus sich heraus presste, " um die Unsicherheiten zu verbergen". Inzwischen vertraut er auf seine einprägsame Naturstimme.
Ein singender Nichtsänger zu sein - das verbindet Hinrich Franck mit Anke Engelke, die er vor vielen Jahren erstmals engangierte, weil er "eine starke, beißende Stimme" gesucht habe. Nun gehört Engelke bei drei Duetten ("eine kleine Liebeslied-Trilogie") fest zum Ensemble, bekennt sich dazu, Franckband-Fan zu sein, und wenn sie Zeit hat, geht sie auch bei Konzerten mit auf die Bühne. Ihre Fans brauchen von diesen seltenen Termine nichts wissen, sagt sie, "die kriegen ja sonst einen Tinnitus fürs Leben".

Andreas Fasel, Welt am Sonntag

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